Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren von grôzer
arebeit,
von vreude und hôchgezîten von weinen
und von klagen,
von kuener recken strîten muget ir nu wunder
hoeren sagen.
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Ez wuohs in Burgonden ein vil
edel magedîn,
daz in allen landen niht schoeners mohte
sîn;
Kriemhilt was si geheizen si wart ein schoene
wîp.
dar umbe uosen degene vil verliesen den
lîp.
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Der minneclîchen meide
triuten wol gezam;
ir muoten küene recken niemen was ir gram.
âne mâzen schoene sô was ir edel
lîp.
der juncvrouwen tugende zierten anderiu
wîp.
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Ir pflâgen drî
kuenege edel unde rich,
Gunther unde Gêrnôt die recken
lobelîch,
und Gîselher der junge ein ûz erwelter
degen.
diu vrouwe was ir swester die vürsten hetens
in ir pflegen."
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"Viel Wunderdinge melden die
Mæren alter
Von preiswerten Helden von großer
Kühnheit,
Von Freud' und Festlichkeiten von Weinen und von
Klagen,
Von kuehner Recken Streiten moegt ihr nun Wunder
hoeren sagen.
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Es wuchs in Burgunden solch
edel Mægdelein,
Daß in allen Landen nichts Schoenres mochte
sein.
Kriemhild war sie geheißen und ward ein
schönes Weib,
Um die viel Degen mußten verlieren Leben und
Leib.
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Die Minnigliche lieben brachte
keinem Scham;
Um die viel Recken warben niemand war ihr gram.
Schön war ohne Maßen die edle Maid zu
schaun;
Der Jungfrau hoef'sche Sitte wär' eine Zier
allen Fraun.
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Es pflegten sie drei Koenige
edel und reich,
Gunther und Gernot die Recken ohne Gleich,
Und Geiselher der junge ein auserwählter
Degen;
Sie war ihre Schwester die Fuersten hatten sie zu
pflegen."
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